Pflegetipps: Karosserie- und Lackpflege am Trabant

 
Notwendigkeit der Fahrzeugpflege

Von der Notwendigkeit einer sinnvollen und gezielten Fahrzeugpflege kann man sich schnell überzeugen. Wie viele Fahrzeuge gibt es, die bereits nach wenigen Jahren erheblich rosten, deren Lack stumpf und unansehnlich geworden und durch Steinschläge stellenweise abgeplatzt ist. Die Gummiprofile sind spröde und ausgeblichen, und mancher wird angesichts solcher Fahrzeuge schon gesagt haben: "Na, der hätte mal Pflege nötig!"

Wenn man bedenkt, welchen großen mechanischen Belastungen unser Fahrzeug im täglichen Verkehr ausgesetzt ist, dann braucht man sich über die Notwendigkeit einer regelmäßigen Pflege nicht weiter zu unterhalten. Auch die Luftverschmutzung, insbesondere durch Schwefeldioxyd, wirkt auf die Oberfläche unserer Fahrzeuge, und im Winter greift die vom Straßenwinterdienst verwendete Magnesium-Chlorid-Lösung unsere Fahrzeuge an. Es gibt im Moment jedoch keine andere volkswirtschaftlich vertretbare Möglichkeit, unsere Straßen im Winter schnee- und eisfrei zu halten. Die Verwendung von Streusand ist bei der heutigen Verkehrsdichte weder möglich, noch wirksam genug.

Oft führt auch falsche Behandlung des Pkw zu Korrosion. Dazu gehört z.B. eine ungenügende Be- und Entlüftung der Garage. Eine schlecht belüftete Garage schadet dem Fahrzeug mehr als sein ständiges Draußen stehen. Dabei kann es nämlich sehr schnell abtrocknen und wird ordentlich belüftet.

Ein rundum gegen Korrosion geschütztes Auto gibt es leider noch nicht. Auch der Trabant besteht aus einem Stahlblechgerippe und hat eine ganze Reihe von freiliegenden Blechteilen. Dazu gehören die Trägergruppe, die Einstiegsleisten, die Tür- und Fensterholme, die Heckpartie der Limousine, die Hecktür des Kombis und viele andere Teile mehr. Die selbst tragende Karosserie ist zur Versteifung mit zahlreichen Hohlräumen versehen. Auch diese Hohlräume bieten immer Angriffspunkte für Korrosion, wenn sie nicht richtig und sinnvoll gepflegt werden.

Eine sorgfältige und richtige Fahrzeugpflege trägt dazu bei, den Pkw länger zu erhalten, und hilft, Geld und Material zu sparen.

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Serienmäßig

Vom Fahrzeughersteller wird viel unternommen, um bereits bei der Produktion des Fahrzeuges einen dauerhaften und zuverlässigen Korrosionsschutz aufzutragen. Viele Millionen Mark sind investiert worden für die Anwendung modernster Fertigungstechnologien in der Farbbehandlung. Der Trabant mit seiner schützenden Duroplastaußenhaut erhält serienmäßig einen Unterbodenschutz mit Ubotex 85. Es verleiht dem Fahrzeugboden einen sicheren Schutz für mindestens 5 Jahre. Hohlräume, speziell die Längs- und Querträger, werden serienmäßig mit Bitumen behandelt. Diese Bitumenschicht gewährleistet einen gewissen Hohlraumschutz. Das Stahlblechgerippe wird, bevor es mit Duroplast beplankt wird, phosphatiert und anschließend in einem elektrophoretischen Tauchbad mit einem Schutzanstrich versehen.

Nach der Duroplastbeplankung wird auf das gesamte Fahrzeug Schleifgrund aufgetragen. Nach dem Schleifen bekommt der Wagen in einer vollautomatischen Taktstraße seine Lackierung. Die besonders gefährdeten Stellen (das sind alle Blechüberlappungen, Kanten und Falze) werden zusätzlich noch mit einer Zinkstaubfarbe behandelt. Bei einer Lebensdauer unserer Fahrzeuge von zehn und mehr Jahren ist es notwendig, diesen vom Hersteller aufgetragenen Schutzfilm in seiner Wirksamkeit zu erhalten. Trotz all der serienmäßigen Maßnahmen werden sich nach einer gewissen Zeit an bestimmten Stellen des Fahrzeuges nämlich Korrosionserscheinungen bemerkbar machen. Besonders betroffen sind davon alle freiliegenden Blechkanten, alle Blechüberlappungen und Blechfalze am Fahrzeug, die mit Luftsauerstoff in Verbindung kommen.

Wenn man diesen besonders gefährdeten Stellen nicht mindestens einmal im Jahr zu Leibe rückt und sie gründlich pflegt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn dort bereits nach wenigen Jahren Korrosionserscheinungen bzw. Unterrostungen auftreten. Durch Steinschlag zerstörte Lackflächen an Blechteilen sollte man schnellstens mit der gleichen Farbe nachbehandeln, um zu verhindern, dass Wasser unter die Lackfläche treten kann und es zu einer Zerstörung des Lackaufbaues und damit zur weiteren Korrosion kommt. Die jedem Fahrzeug mitgegebene kleine Flasche Reparaturlack leistet zu diesem Zweck über einige Jahre gute Dienste. Bereits vorhandene Korrosion sollte man, bevor Lack aufgetragen wird, mit einem Penetriermittel behandeln, um ein weiteres Fortschreiten der Korrosion zu verhindern. Besser ist natürlich, diese Stelle auszuschleifen und nachzulackieren. Das ist der sicherste Korrosionsschutz.

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Lackpflege

Vier verschiedene Lackverschmutzungen können auftreten und ineinander übergehen: Die oberste (erste) Verschmutzungsschicht besteht aus lose anhaftenden Sand- und Staubteilchen, vermischt mit organischen Stoffen. Zur Beseitigung dieser Schicht ist ein kräftiger Wasserstrahl oder vorsichtiges Abwaschen mit einer weichen Schlauchbürste zu empfehlen. Man kann der Schicht auch mit weichem Viskoseschwamm und reichlich Wasser zu Leibe rücken.

Die zweite Verschmutzungsschicht wird durch Auspuffgase, Rußteilchen (Industrieabgase), Asphalt, Teer, Bitumen, Insekten, Fett- bzw. Ölrückstände gebildet. Diese Schicht ist mit Wasser allein nicht zu lösen. Zu deren Beseitigung müssen chemische Mittel angewendet werden, z.B. Auto-Shampoon, spezielle Reiniger bzw. Löser (Teerentferner usw.).

Die dritte Verschmutzungsschicht besteht aus eingetrockneten oder gealterten Lackpflegemitteln und Konservierungsmitteln, und die vierte Verschmutzungsschicht schließlich setzt sich teilweise aus zerstörten Lack- und evtl. losen, ausgekreideten Pigmentteilchen zusammen. Diese beiden unteren bzw. letzten Schmutzschichten sind nur durch chemische Mittel, unter Umständen mit mechanischer Unterstützung, zu beseitigen. Für spezielle Zwecke sind also immer auch spezielle Mittel erforderlich.

Die von der Industrie verwendeten Alkydharz-Autolacke leiden besonders unter starken Temperaturschwankungen. Man sollte bei der Autowäsche unbedingt darauf achten, dass sie nicht mitten in der Sonne vorgenommen wird, und dass sonnenbestrahlte Lackflächen nicht mit kaltem Wasser oder - umgekehrt - dass frostkalte Oberflächen nicht mit warmem oder gar heißem Wasser behandelt werden. Plötzlich auftretende Temperaturdifferenzen von 40 °C und mehr übersteht auch der beste Lack auf die Dauer nicht ohne Schaden. Als Folge treten Spannungen und Haarrisse im Lack auf. Die Haarrisse sind anfangs nicht sichtbar. Durch sie kann jedoch Wasser unter die Lackoberfläche dringen, und das führt wiederum zum Anheben bzw. zum Abplatzen der Lackschicht. Das ist der erste Anstoß für Unterrostungen.

Aber auch die Behandlung von erwärmten oder gar heißen Oberflächen mit lösungsmittelhaltigen Lackpflegemitteln (auch Wasser ist ein Lösungsmittel) kann Schwierigkeiten bringen. Verpasst man den richtigen Moment für ihre gleichmäßige Verteilung oder für das anschließende Glänzen, so wird die Beschäftigung mit der Lackpflege unter Umständen zu einer zeitraubenden Schwerarbeit.

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Neuer Lack

Lacke bzw. Lackfarben sind Gemische aus Bindemitteln (z.B. Alkydharzlack-Lösungsmittel oder Lackbenzin) und Pigmenten. Mit Ausnahme der Pigmente sind die Lackbestandteile also organische Substanzen und unterliegen deshalb einer natürlichen Alterung. Noch geraume Zeit nach ihrer Verarbeitung im Serienfertigungsprozess vollzieht sich der Aushärtungsprozess bis zu seiner optimalen Härte und Elastizität. Die natürliche Aushärtung der Lackoberfläche vollzieht sich unter dem Einfluss des Luftsauerstoffes. Deshalb sollten neue Fahrzeuge in den ersten Wochen nur mit klarem Wasser ohne jegliche Zusätze von Auto-Shampoon oder anderen Pflegemitteln abgewaschen werden. Die Aushärtezeit beträgt im Sommer etwa 3 bis 4 Wochen und in den Wintermonaten etwa 6 bis 8 Wochen. Werden in dieser Zeit Pflegemittel oder gar konservierende Mittel verwendet, so führt das dazu, dass auf der Lackoberfläche schon eine Konservierungsschicht gebildet wird. Diese frühzeitige Konservierungsschicht verhindert den Zutritt von Luftsauerstoff und somit das natürliche Aushärten des Lackfilmes.

Nach der Aushärtezeit ist die Lackoberfläche so widerstandsfähig geworden, dass sie das normale Shampoonieren aushält und eine regelmäßige Lackpflege, gewissermaßen eine zweite Haut, geradezu fordert. Lackoberflächen sollen niemals trocken behandelt oder gar in staubiger Atmosphäre gewaschen werden. Das führte zu mechanischer Beschädigung der Lackoberfläche. Hilfsmittel für die notwendige Autopflege sind immer: viel Wasser (möglichst Druckwasser mit Schlauch), eine Schlauchbürste oder weiche Waschbürste, Schwamm, weiche und saubere Lappen (besser noch Polierwatte und Pinsel). Weitere Hilfsmittel: Kompressor mit Sprüh- bzw. Spritzpistole, eine Montagegrube, eine Hebewinde oder eine Anfahrtstraverse. Für die Lackpflege werden empfohlen: Auto-Shampoon mit Abperleffekt, Waschkonservierer, Autoschnellwäsche, Autoschnellwäsche mit Silikon, Teerentferner bzw. Teerentferner-Spray und ein Insektenentferner.

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Allzu viel ist ungesund

Es gibt Fahrzeugbesitzer, die ihr Auto in der Woche drei- bis viermal waschen und pflegen. Eine so häufige, gründliche und gewissenhafte Pflege führt zur vorzeitigen Zerstörung des Lackaufbaus. Bei jeder Lackpflege, bei der Pflegemittel mit Lösungsmitteln verwendet werden, werden dem Lack Fette entzogen. Das führt zu dessen Zerstörung. Bei der kleinen Pflege genügt ein Zeitabstand von ein bis zwei Wochen und bei der großen ein Zeitabstand von zwei bis drei Monaten. Zur kleinen Pflege gehören das Abkehren der Fußbodenbeläge, Staubwischen im Fahrgastraum, die Reinigung der Karosserieoberfläche, Beseitigung von Asphaltflecken und das Säubern der Fenster und Beleuchtungseinrichtungen.

Zur großen Pflege zählt man das Absaugen und Auswischen des Fußbodens, Bürsten und Absaugen der Polster (Säuberung mit sauberem Shampoon-Schaum oder Polsterreiniger-Spray), die Reinigung und Pflege aller Plasteteile (mit Plastereiniger-Spray oder sauberem Shampoon-Schwamm), die Reinigung des Kofferraumes, des Fahrzeugunterbodens, des Motorraumes und die Konservierung des Fahrzeugunterbodens (Schadstellen in der Konservierung!). Zuletzt wird die Karosserieoberfläche, besonders die Lackoberfläche, gereinigt. Bei der Säuberung der Bereifung sind gleichzeitig die Laufflächen mit zu kontrollieren.

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Fahrwerk

Die Fahrwerksteile (Schwenklager, Lenkerarm, Spurstangen, Hinterachsaufhängung einschließlich Hinterfeder) sind besonders korrosionsgefährdet, da diese Teile im Schmutzschleuderbereich der Räder liegen. Das gleiche trifft auch für die Trägergruppe des Trabants zu. Dreiecklenker, Lenkerarme und Lenkungsteile werden im Tauchverfahren mit Farbe behandelt. Da sie jedoch einer sehr starken mechanischen Belastung durch aufgeschleudertes Wasser, Schneematsch und Schmutz ausgesetzt sind, wird die Farbschutzschicht beschädigt. Der Einfluss der Magnesium-Chlorid-Lauge fördert die Korrosionserscheinung an diesen Teilen. Das Einsprühen mit Graphitlösung bietet einen gewissen Schutz durch den aufgetragenen Fettfilm. Für die Pflege dieser Teile kann aber auch Elaskon K60 ML verwendet werden.

Vor allem die Blattfedern sollten in regelmäßigen Abständen mit Graphitlösung eingesprüht werden, um sie entsprechend zu schützen und ein weiches Gleiten zu ermöglichen. Graphitlösung schadet dem aufgetragenen Unterbodenschutz Ubotex 85 nicht. Dieser Unterbodenschutz ist nicht fett- und benzinlöslich.

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Hohlräume

Hohlräume der Karosserie (Trägerprofile, Türholme, Fensterschächte) sind durch Kondenswasser und Spritzwasser besonders gefährdet. Hinzu kommt, dass diese Hohlräume nur sehr schwer zugänglich sind. Die Längs- und Querträger des Fahrzeuges werden serienmäßig mit einer Bitumenschicht behandelt.

Es wird empfohlen, jährlich einmal eine Hohlraumkonservierung vorzunehmen (Elaskon K 60 ML). Durch seine Anlösung mit Spezialbenzin ist Elaskon K 60 ML spritz- und streichfähig. In der Flüssigphase besitzt es gutes Kriechvermögen und dringt in alle Hohlräume, Ecken und Kanten. Nach dem Verdunsten des Lösungsmittelanteiles bleibt ein grünbrauner, zähhaftender Film zurück. Der Trockenrückstand wird nicht lockartig fest, sondern behält Elastizität. Die Filmoberfläche ist bei Normaltemperatur grifffest, Wasser abstoßend und vollkommen wasserunlöslich. Elaskon K 60 ML ist stabil gegenüber Magnesium-Chlorid-Lauge, greift Lackflächen nicht an und wirkt auf Grund des niedrigen Reibwertes auch als Schmierstoff, z.B. in den Federlagen. Die erforderlichen Löcher zum Einbringen eines Konservierungsmittels in Karosseriehohlräume sind bereite bei der Serienproduktion des Trabants vorgesehen und zum Teil mit Abdeckband auf dem Fahrzeuginnenboden abgeklebt.

Mit Niederdruckgeräten kann man das Hohlraumkonservierungsmittel behelfsweise aber auch in die Hohlräume des Fahrzeuges einbringen. Das ist immer noch besser als überhaupt nicht zu konservieren! Elaskon K 60 ML hat Wasserunterwandernde Eigenschaften. Das ist besonders wichtig für Trägerprofile, in denen sich die Feuchtigkeit hält. Beim Einbringen des Hohlraumkonservierungsmittels wird die Feuchtigkeit vom Blech verdrängt, "schwimmt" praktisch auf dem Konservierungsmittel und kann verdunsten. Bei der Behandlung der Türinnenflächen muss man darauf achten, dass der Fensterkurbelmechanismus nicht mit Konservierungsmitteln in Berührung gebracht wird, da dieser sonst verharzt und verklebt.

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Gummiprofile zur Fenster- und Türabdichtung

Die Gummiprofile zur Fenster- und Türabdichtung am Trabant sind, wie alle Gummiprofile, lichtempfindlich. Unter Einwirkung der ultravioletten Strahlen werden die Gummiprofile spröde und hart und reißen unter Umständen. Dem kann man abhelfen, indem man die Profile in regelmäßigen Abständen mit Glyzerin bzw. Talkum behandelt.

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Türscharniere, Türschlösser ...

Türscharniere, Türschlösser, Seilzüge, Motor- und Kofferklappenscharniere sollten mit einem normalen Öl bzw. mit Graphitöl regelmäßig geölt werden, um Leichtgängigkeit zu gewährleisten und die Teile vor Korrosion zu schützen.

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(Quelle: VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, Abt. Kundendienst, veröffentlicht 1977 in der Zeitschrift DER DEUTSCHE STRASSENVERKEHR, Ausgabe 4/1977. Achtung! Alle Angaben sind ohne Gewähr! Für Fehler und den aus deren Nutzung resultierenden Schäden übernehmen wir keine Haftung. Die kommerzielle Nutzung ist ausdrücklich untersagt.)


© GG, Freital 2007

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